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Rundwanderweg Halde Trages

Rutschungen an der Ostflanke (Trageser Kopf)

Messtischblätter Borna und Bad Lausick
Landschaftszustand vor der Haldenaufschüttung © Messtischblätter Borna (2813, Stand 1924) und Bad Lausick (2814, Stand 1928)

Der im Zuge der Kriegsvorbereitung ab 1938 forciert betriebene Aufschluss des Tagebaus Espenhain zur Versorgung des gleichnamigen Braunkohlenveredlungswerkes erforderte bis zur Inbetriebnahme der Innenverkippung in der Grube eine Abraumverbringung außerhalb der Abbauhohlform. Da dafür kein benachbartes Tagebaurestloch zur Verfügung stand, fiel die technologische Entscheidung zugunsten der Aufschüttung einer Halde auf flözfreiem Gebiet.

Auf der Halde wurden je nach Herkunftsort im Tagebau unterschiedliche geologische Substrate verkippt, die von kulturfreundlichen pleistozänen Massen (insbesondere Geschiebelehm bzw. -mergel, Kiese, Sande, Löß) über mitteloligozäne (graue, graugrüne und braune, extrem gleichkörnige Meeressande) bis zu eozänen Materialien (zumeist Sande mit kohligen Beimengungen aus dem Zwischenmittel) reichten.

Aktuelle Haldenfläche © RPV Leipzig-Westsachsen © www.deine-berge.de
Rutschungsbereich – Situation in den 1950er Jahren © Sammlung Thomas Schmidt

Der Zeitdruck unter Kriegsbedingungen und fehlende geotechnische Erfahrungen sorgten für eine weitgehend ungeordnete Verkippung der verschiedenen Substrate sowie für eine Vernachlässigung der Haldenentwässerung. Außerdem bewirkten Niederschlagswässer eine Wassersättigung von Kippenpartien. Dabei neigten vor allem die gleichkörnigen Meeressande sehr bald zum Ausfließen. Derartige Rutschungen laufen mit hoher Geschwindigkeit ab und kündigen sich nicht vorher an.

Im Zeitraum zwischen 1952 und 1958 gingen an der Ostböschung neun Rutschungen mit jeweils 40…900.000 m³ Volumen ab. Insgesamt umfassten diese 1,64 Mio. m³ Massen und damit rund 2 % des Haldenkörpers. Am 12.12.1958 drangen Rutschungsmassen bis in die Ortslage Trages vor und verschütteten Teile eines Anwesens; die Verbindungsstraße Mölbis-Trages musste auf einem Teilstück verlegt werden. Daran erinnert heute ein Gedenkstein im Dorf.

Zum Schutz vor weiteren rutschungsbedingten Landinanspruchnahmen wurde an der Ostflanke der Halde in der Folgezeit ein System von vorgelagerten eingedeichten Auflandebecken eingerichtet, das durch Gräben zur geordneten Wasserableitung ergänzt wurde. Nachdem dieses selbst mehrfach durch kleinere Rutschungen in Mitleidenschaft gezogen worden war, kam die Halde erst ab 1969 weitestgehend zur Ruhe.

Im Bereich der Steilböschungen war seither eine durch Hangabtragungen bedingte Selbstabflachung zu verzeichnen, so dass heute keine größeren Rutschungen mehr zu erwarten sind. Ein Betreten der Böschungspartien muss trotzdem unterbleiben, da Rutschungsgefährdungen auch nach langen Kippenliegezeiten nicht vollkommen auszuschließen sind und „normale“ Hangabträge insbesondere im Zusammenhängen mit Niederschlagsereignissen auftreten.

Gedenkstein in der Ortslage Trages © Andreas Berkner
Erosionsrinnen bei Trages © Andreas Berkner

© mit freundlicher Erlaubnis der LMBV mbH

© mit freundlicher Erlaubnis der LMBV mbH
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