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Prof. Dr. Kurt Pietzsch

Leben, Wirken und Erbe als Bornaer Landesgeologe

Porträt eines Mannes
Prof Dr. Kurt Pietzsch – Porträt
© Archiv Dr. C. Pietzsch

Albin Kurt Pietzsch wurde am 29.09.1884 in Borna-Altstadt geboren. Sein Geburtshaus in der Reitzenhainer Straße 2 (heute Leipziger Straße 74) mit dem bis 1960 betriebenen Kolonialwarenladen der Familie ist bis heute erhalten geblieben. Nach dem Besuch der Bürgerschule 1891-1894 trat Kurt Pietzsch zu Ostern 1894 in das Bornaer Realgymnasium ein, das als Bildungsstätte durch eine zu dieser Zeit nicht selbstverständliche Weltoffenheit, wissenschaftliche Toleranz und Heimatsinn geprägt war. Frühzeitig interessierte er sich, durch seine Lehrer inspiriert, für Geographie, Geschichte, Physik, Chemie, Arithmetik, Algebra und Geometrie. 1903 legte Kurt Pietzsch seine Reifeprüfung ab.

Das anschließende Studium führte ihn nach Leipzig und ab 1905 zeitweise nach Heidelberg. Als prägend für seine berufliche Entwicklung erwiesen sich vor allem persönliche Begegnungen mit dem bekannten Geologen Hermann Credner (1841-1913). 1908 promovierte Kurt Pietzsch bei Credner in Leipzig mit einer Arbeit zu Geologie zwischen Görlitz, Niesky und Weißenberg. Die „Geologie von Sachsen“ ließ ihn fortan nicht mehr los und wurde zum Leitthema seines wissenschaftlichen Wirkens.

Ansicht zweistöckiges Wohnhaus
Geburtshaus von Kurt Pietzsch in Borna mit Gedenktafel

1909 trat Kurt Pietzsch als erster vollamtlicher Geologe in die 1872 gegründete Sächsische Geologische Landesanstalt in Leipzig ein. Wissenschaftliche Meriten erwarb er bei der geologischen Kartierung des Freistaats. 1912 zog er nach Dippoldiswalde. Durch seine Kartierungsarbeiten qualifizierte er sich von einem „wissenschaftlichen Hilfsarbeiter“ zum Sektionsgeologen. Zu seinem zweiten Arbeitsschwerpunkt entwickelte sich Regionalgeologie zwischen Osterzgebirge, Elbsandsteingebirge und Lausitzer Bergland. Hinzu kamen Befassungen mit Fossilien. 1919 wurde Kurt Pietzsch zum Landesgeologen ernannt. Stets legte er Wert auf eine „angewandte“ Geologie“, wozu aus seiner Sicht Befassungen mit Fragen der Rohstoffgewinnung, der Braunkohlenlagerstätten, der Hydro- und der Ingenieurgeologie zählten. An vielen Stellen, so in Tagebauen, bei Talsperren, Verkehrsbauten und Wasserwerken, hinterließ Kurt Pietzsch sichtbare Spuren seines Wirkens. So sind seine Talsperrengutachten bis heute geschätzt.

Buchcover
PIETZSCH, KURT: Geologie
von Sachsen. Leipzig 1962

Zeichen setzte er bereits in den 1930er Jahren bei der Unterschutzstellung herausragender geologischer Aufschlüsse. In die akademische Lehrtätigkeit war Kurt Pietzsch bereits seit 1917 mit einer Vorlesung zur Geologie von Sachsen in Leipzig eingebunden. 1932 wurde er zum ordentlichen Professor an der Universität Leipzig berufen. 1937 führte ihn die Verlagerung des Landesamtes nach Freiberg, wo sich dieses von der „Reichsstelle für Bodenforschung“ über die Staatliche Geologische Kommission zum VEB Geologische Erkundung Süd fortentwickelte. Nach 1945 hatte er Lehraufträge insbesondere an der Bergakademie. Als seine wissenschaftlichen Hauptwerke sind neben der „Geologie von Sachsen“, auch als „Der Große PIETZSCH“ bezeichnet, die Geologischen Übersichtskarten in den Maßstäben 1:100.000 bis 1:400.000 zu benennen. Hochgeschätzt war seine Expertise auch international, so in Polen und in der Tschechoslowakei.

Geologischer Kartenausschnitt
Geologische Übersichtskarte von Sachsen 1:400.000, Ausgabe 1930 (Ausschnitt)

Aus dem aktiven beruflichen Dienst verabschiedete sich Kurt Pietzsch 1958, blieb aber als Autor und als Redakteur namhafter Fachzeitschriften weiter überaus produktiv. Sein Lebenswerk umfasst etwa 70 wissenschaftliche Publikationen und etwa doppelt so viele unveröffentlichte Gutachten. Vielfach geehrt und trotz zunehmender körperlicher Beschwerden rüstig geblieben, verunglückte Kurt Pietzsch am 27.09.1964 auf einer Fahrt von Borna nach Freiberg bei Penig tödlich. Anstelle seines 80. Geburtstags, für den schon alles vorbereitet war, kam es zu einer Trauerfeier unter großer öffentlicher Anteilnahme am 01.10.1964 in der Bergstadt. Die Stadt Borna verlor mit ihm einen ihrer größten Söhne. An ihn erinnert heute auch der von der Leipziger Straße abgehende „Kurt-Pietzsch-Weg“ im äußersten Süden der Stadt.

historische Postkarte
Ersttagspostkarte Prof. Dr. Kurt Pietzsch 1964

Quelle
Museum der Stadt Borna und der Geschichtsverein Borna e.V. (Hrsg.): Kurt Pietzsch. Leben, Wirken und sein Erbe. Beiträge zum Kurt-Pietzsch-Symposium 2009 anlässlich seines 125. Geburtstages. Schriftenreihe des Museums Borna und des Geschichtsvereins Borna e.V., Heft 6/2011. Borna 201

© mit freundlicher Erlaubnis des Museums Borna

Cover der Broschüre

© mit freundlicher Erlaubnis des Museums Borna