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Rundwanderweg Halde Trages

Haldenmorphologie und Erosionsrinnen

Gesamtansicht der Halde Trages
Ostflanke der Halde mit Blick aus Richtung Thierbach © Andreas Berkner

Die Wertmaßstäbe zur Halde Trages und zur Erosionslandschaft an ihrer Ostflanke bis zum Jahr 1989 sind am besten durch einige Passagen aus dem 1981 erschienenen Buch „Landschaft vom Reißbrett“ zu belegen:

„Die Produktion von Treibstoffen (in Espenhain) diente den Interessen des imperialistischen Krieges, galt als ,lebenswichtig‘. Demgegenüber erschien es als Nebensache, den Abraum ordnungsgemäß zu lagern. Früher war es schwer, den Gipfel der Hochhalde überhaupt zu erreichen. Lockere Gesteinsmassen, die leicht ins Rutschen kamen, erschwerten den Aufstieg. Am schlimmsten sieht nach wie vor die Nordostecke aus, der Trageser Kippenkopf. Da die Halde etwas nach Osten geneigt ist, fließt hier das Regenwasser an der Oberfläche ab, bildet 10 bis 12 m tiefe Erosionsschluchten. Diese Stellen bezeugen die Leichtfertigkeit, mit der die Halde seinerzeit aufgeschüttet wurde, und auch heute empören sich die Anlieger und Experten noch darüber. (Das Planieren der Böschungen) erfordert etwa einen Aufwand von 125.000 Mark je Hektar. Wäre der Abraum seinerzeit fachgerecht verkippt worden, könnte man heute mit Kosten von etwa 15.000 Mark je Hektar auskommen.“

Schwarz-weiss Fotografie Halde
Haldenzustand in den 1950er Jahren © Archiv RPV Leipzig-Westsachsen
Erosion und Akkumulation
Erosion und Akkumulation © Sammlung Thomas Schmidt

Bedingt durch Tagebaustilllegungen sowie fortschreitende Sanierung und Flutung sind Böschungsmassive im Bereich von Abbauhohlformen und Halden, die dem freien Kräftespiel von Hangabtragung und Sukzession unterliegen, heute selten geworden. Die Ostflanke der Halde bildet den einzigen Bereich des Haldenkörpers, der seit Ende der 1950er Jahre weitgehend frei von Gestaltungs- und Rekultivierungsaktivitäten blieb und sich deshalb zu einem bemerkenswerten Naturrefugium entwickeln konnte.

Die Erosionsrinnen zeigen eine ständige Freilegung von tertiärem Rohboden. Das Böschungsprofil weist eine Vierteilung mit Untergliederung in eine rückschreitende Böschungsoberkante, steilwandige Flanken, den zerklüfteten Haldenfuß und ausgeprägte Schwemmfächer auf. Die steilen Rohboden­flächen sind teilweise nach wie vor vegetationslos; stellenweise ist bereits ein schütterer Birkenbestand aufgewachsen. Nur die ältesten Partien tragen schon anspruchsvollere Arten wie Kleines Wintergrün oder Stendelwurz­vertreter. Die Schwemmfächer (im Frühjahr oft überflutet) weisen aufgrund des stetigen Sedimentnachschubes eine gebremste Pflanzenansiedlung auf, die je nach Bodenbedingungen und Wasserhaushalt von teilweise ver­landenden Schilfflächen bis zu feuchten Birkenbeständen reicht.

Vom Standort aus gut sichtbar sind die Auflandebecken nordwestlich von Thierbach, die noch bis 1999 zur Ascheverspülung aus dem Kraftwerk Thierbach genutzt wurden. Diese befinden sich heute in der Rechtsträgerschaft der Lausitzer Energie Kraftwerke AG (LEAG). Aufgrund periodischer Zuflüsse ist deren Oberfläche weiträumig wassergesättigt und damit nicht trittsicher, weshalb hier weiträumige Einzäunungen erfolgten.

Schwarz-weiss otografie Haldenböschung
Haldenprofil bei Thierbach, ca. 1960 © Sammlung Thomas Schmidt
Auflandebecken nordwestlich von Thierbach, 2023 © Andreas Berkner